Kurt Boeck wurde 1855 im schlesischen Antonienhütte geboren. Nach Schulbesuch in Berlin studierte er – wohl vorwiegend – Chemie, ein Semester in Zürich – bei Abeljanz – und sechs in Berlin, u.a. bei Helmholtz und Carl Liebermann. 1879 promovierte Boeck in Göttingen zum Dr. phil. „Über eine Disulfosäure des Anthracens“.
Nach Ableistung der einjährigen Militärpflicht nahm Boeck in Dresden Schauspielunterricht bei den Hofschauspielern Karl Gustav Berndal und Heinrich Oberländer. Bereits während des Studiums in Berlin hatte sich Boeck nebenbei als Schauspieler probiert.
Von 1880 bis 1885 war Boeck am Dresdner Hoftheater engagiert. Anschließend war er bis 1887 am königlichen Theater Kassel. Im selben Jahr nahm Boeck an einer Forschungreise nach Asien teil, die ihn nach Persien und in den Kaukasus führte.
Im Laufe des Jahres 1888 eröffnete Boeck ein Atelier in Rostock, in der Breiten Straße 21.


Bereits im Frühjahr 1890 gab Boeck das Atelier wieder auf.

Hier einige Beispiele aus seiner Rostocker Zeit:

Kurt Boeck verlegte Stadtansichten von Rostock und Warnemünde. Alle Fotos sind Kabinettformate.


Die Schüler und Militärs im Detail:




Rechts im Bild die baumbestandene Fischerbastion, zum Ufer hin begrenzt vom Teerhaus:



Gekonnt setzte Boeck diese drei Kinder in Szene. Und auf dem folgenden Bild scheint es, dass Boeck seine Sehnsucht nach der Ferne auf den abgebildeten Jungen übertragen konnte.

Im Frühjahr 1890 ging Boeck auf Expeditionsreise nach Indien. Er bereiste in den Folgejahren u.a. auch Nepal, China und Japan. Über seine Erlebnisse hielt er in Deutschland Vorträge, veröffentlichte Aufsätze und gab Bücher heraus. Werke wie „Indische Gletscherfahrten“ oder „Im Banne des Everest“ erreichten hohe Auflagen. Für diese Werke lieferte Boeck auch die fotografischen Vorlagen für die Abbildungen.

Der aufrecht stehende Herr in der Bildmitte wird Kurt Boeck sein.

Und so sah Boeck ohne Hut und Bart aus:

Parallel erschienen die Bilder als Stereofotografien bei der Neuen Photographischen Gesellschaft in Berlin. So auch das nahezu identische Motiv des Kangchendzönga.

Auch die Bilder aus dem Buch „Durch Indien ins verschlossene Land Nepal“ wurden zweitverwertet.




Wenig bekannt ist über die Reisen von Boeck in die pazifische Inselwelt. Tausende Kilometer war Boeck dort unterwegs. So war er auf den japanischen Bonin-Inseln, genauer in Port Lloyd auf der Insel Chichi-jima.

Die Szene mutet etwas skurril an, hier eine Vergrößerung:

Agana ist die Hauptstadt der zum Marianen-Archipel gehörenden Insel Guam. Seit 1898 ist Guam externes Territorium der USA.

Auch hier lohnt eine vergrößerte Wiedergabe:
Die Palauinseln, der pazifischen Inselregion Mikronesien zugehörig , liegen nördlich von Papua-Neuguinea und wurden entsprechend dem Deutsch-Spanischen Vertrag 1899 als Teil Deutsch-Neuguineas an das Deutsche Reich verkauft. 1914 besetzte Japan die Inselgruppe und beendete die deutsche Episode.

Die Tonga-Inseln waren zu Zeiten der Reise von Kurt Boeck britischen Protektorat.
Sehr wahrscheinlich hat die NPG viel mehr Fotos von Boeck im Umlauf gebracht, allerdings ohne Angabe des Urhebers. Manchmal ist die Identifizierung jedoch auf Umwegen möglich, wie bei dem folgenden Stereobild, das die kolorierte Variante des obigen ist.

Boeck war auch auf Deutsch-Samoa:

1933 starb Kurt Boeck in München. Warum er fast völlig in Vergessenheit geriet liegt wohl auch daran, dass eine Vielzahl seiner Fotos ohne Hinweis auf den Urheber herausgegeben wurden.