Raphael Peters und Söhne

Raphael Peters, geb. 21.04.1829 in Lüneburg, entstammte einer Kunstmalerfamilie. Von 1863-1884 war Peters als Fotograf in Lüneburg tätig und von 1884 bis 1901 in Rostock.
Beginnen wir mit einigen Beispielen aus Peters´ Lüneburger Zeit:

Visitformat. 1860er Jahre
Visitformat. 1860er Jahre
Visitformat. Um 1880
Visitformat. Um 1880

Das folgende Kabinettformat wurde zwar schon zu Rostocker Zeiten auf den Karton gezogen (siehe Schriftzug rechts unten auf dem Karton), zeigt jedoch die Große Bäckerstraße / Ecke An den Brodbänken in Lüneburg.
peters-lueneburg-kab-klein

Im Oktober 1884 kam Peters nach Rostock und übernahm das seit Jahrzehnten bestehende Atelier in der Krämerstraße 13.

Eröffnungsanzeige, Rostocker Anzeiger, 24.10.1884
Eröffnungsanzeige, Rostocker Anzeiger, 24.10.1884

Schnell widmete sich Peters der Stadtbildfotografie und bot bereits 1885 seine Rostocker Ansichten an:

Rostocker Zeitung, 19.11.1885
Rostocker Zeitung, 19.11.1885

Ab 1887 wurden die Stadtansichten bei Schomann, Neuer Markt 29, verkauft.
In der Portätfotografie wechselte Peters 1889 von Albumin- zu Chlorsilber-Kollodium-Papieren.

Rostocker Zeitung, 08.11.1889
Rostocker Zeitung, 08.11.1889

1891 zog Peters mit seinem Atelier in die Breite Straße 6. Ab 1900 wurde dort mit Blitzlicht fotografiert.

Rostocker Anzeiger, 16.02.1891
Rostocker Anzeiger, 16.02.1891

Nun die bildlichen Belege der Porträtfotografie:

Visitformat. Die junge Frau ist gut positioniert, der Hintergrund wirkt tatsächlich räumlich.
Visitformat. Die junge Frau ist gut positioniert, der Hintergrund wirkt tatsächlich räumlich.

Das nächste Bild ist ein Beleg für den Wechsel von Albumin zu Chlorsilber-Kollodium-Papieren bei den Porträtfotografien, die nicht die bräunliche Färbung wie der obige Abzug auf Albumin aufwiesen.

Visitformat
Visitformat
Visitformat. Spätestens 1892.
Visitformat. Spätestens 1892.

Im Jahr 1892 nahm Peters an der Landes-Gewerbe- und Industrieausstellung in Rostock teil und wurde mit der Silbermedaille ausgezeichnet. Die Rostocker Zeitung schrieb dazu am 23.07.1892: „Den Lehrkörper der hiesigen Universität zeigt Raphael Peters in Rostock in Einzeldarstellungen von Cabinet-Format, die charakteristische Auffassung und große Ähnlichkeit aufweisen. Daran schließen sich sehr hübsche landschaftliche Aufnahmen und ein Tableaux mit Ansichten aus Mahn & Ohlerichs Brauerei, unter denen sich vorzügliche Blätter finden. Auch wollen wir auf die beiden Mappen hinweisen, die Photographien von Rostocker Alterthümern und solche aus dem Rathhause zu Lüneburg enthalten.“

Visitformat. Gut zu erkennen auf Vorder- und Rückseite die Silbermedaille von der Landes-Gewerbe- und Industrieausstellung.
Visitformat. Gut zu erkennen auf Vorder- und Rückseite die Silbermedaille von der Landes-Gewerbe- und Industrieausstellung.
Visitformat
Visitformat

Viel bekannter ist Peters jedoch für seine Stadtansichten.

Bis ca. 1890 wurde auf die Rückseiten der Kabinettformate das Verzeichnis aller lieferbaren „Ansichten und Architecturen von Rostock und Umgegend“ gedruckt. Bereits 1885 waren mehr als 100 verschiedene Motive erhältlich.

Hier eines der Verzeichnisse, wahrscheinlich von 1885:
peters-kroepeline-tor-kab-r-Kopie

Der Nummerierung von Peters folgend hier nun einige Stadtansichten, die wohl alle vor 1890 entstanden.

Total-Ansicht; ohne Nummer, handschriftlich 1887 datiert
Total-Ansicht; ohne Nummer, handschriftlich 1887 datiert
Am Strande; Nr. 2b
Am Strande; Nr. 2b
1893 datiert. Ohne Nummer.
1893 datiert. Ohne Nummer.
Wokrenter Str. 30, ohne Bildnummer
Nikolaikirche; ohne Nummer, ohne Urheberangabe
Nikolaikirche; ohne Nummer, ohne Urheberangabe

Die Zuordnung zu Peters gelang über diese Mondscheinkarte:

Nicolai-Kirche. Photo & Verlag R. Peters, Rostock. Lichtdruck v. Knackstedt & Näther, Hamburg. 1902 gelaufen
Nicolai-Kirche. Photo & Verlag R. Peters, Rostock. Lichtdruck v. Knackstedt & Näther, Hamburg. 1902 gelaufen
Petri-Kirche, Südseite; Nr. 17
Petri-Kirche, Südseite; Nr. 17
Das Blücher-Denkmal; Nr. 19. © Sammlung Utpatel
Das Blücher-Denkmal; Nr. 19. © Sammlung Utpatel
Am Neuen Markt; Nr. 32
Am Neuen Markt; Nr. 32
Am Neuen Markt, Nr. 29
Walldienerhaus hinter dem Rathaus. 1888. Ohne Bildnummer
Blick von den Anlagen auf das Kröpeliner Thor; Nr. 40 c
Blick von den Anlagen auf das Kröpeliner Thor; Nr. 40 c
Kröpeliner Tor; ohne Nr.
Kröpeliner Tor; ohne Nr.
Am Hopfenmarkt; Nr. 55b (stimmt mit obigem Verzeichnis nicht überein)
Am Hopfenmarkt; Nr. 55b (stimmt mit obigem Verzeichnis nicht überein)
Altar von St. Nicolai; ohne Nr., handschriftlich 1885 datiert, Untersetzkarton nicht abgebildet
Altar von St. Nicolai; ohne Nr., handschriftlich 1885 datiert, Untersetzkarton nicht abgebildet

Hier noch drei nach 1890 entstandene Ansichten:

Neuer Markt; 1893
Neuer Markt; 1893
Neue Wallstraße, 1893. Fotograf: Raphael Peters, Rostock
Neue Wallstraße, 1893.
Ständehaus, 1894. Fotograf: Raphael Peters, Rostock
Ständehaus, 1894.

Und noch ein Bild vom Steintor.

Steintor. Prägung unten links. Kabinettformat

Peters stellte auch Stereofotos her:

Teufelskuhle. No. 18

Peters fotografierte auch in Warnemünde, Doberan, Heiligendamm und Ribnitz:

Warnemünde; Nr. 70a, um 1885
Warnemünde; Nr. 70a, um 1885
Ohne Jahr. Ohne Nummer. Das abgebildete Schiff soll ein Torpedoboot sein.
Ohne Jahr. Ohne Nummer. Das abgebildete Schiff soll ein Torpedoboot sein.
1893 datiert. Ohne Nummer. Der Dreimaster soll die SMS Nautilus sein.
1893 datiert. Ohne Nummer. Der Dreimaster soll die SMS Nautilus sein.
Warnemünde. 1894. Untersetzkarton nicht abgebildet
Warnemünde. 1894. Untersetzkarton nicht abgebildet
Warnemünde
Warnemünde
Abendstimmung am Meer
Abendstimmung am Meer. Untersetzkarton nicht abgebildet
Doberan, Münster. 1888
Heiligendamm. 1888
Heiligendamm. 1888. Prägung unten links im Bild
Ribnitz; Rostocker Tor
Ribnitz; Rostocker Tor

In den 1890er Jahren kamen industriell per Lichtdruck hergestellte Kabinettformate in Mode. Die Qualität der Industrieware reichte an die fotografischen Originale zwar nicht heran, aber sie war billiger. Nicht selten waren die verwendeten Aufnahmen Raubkopien.

Wallpromenade. Lichtdruck von Roepke, Wiesbaden. Links unten im Bild die mitkopierte Prägung „Raph. Peters. Rostock“
Wallpromenade. Lichtdruck von Roepke, Wiesbaden. Links unten im Bild die mitkopierte Prägung „Raph. Peters. Rostock“

Die Ansichtskarte besiegelte um 1900 das Ende der Stadtansichten auf Karton. Raphael ging mit der Zeit und verlegte nun Ansichtskarten. So ließ er einige Motive als Mondscheinkarten bei Knackstedt & Näther in Hamburg drucken:

Hafen. 1898 gelaufen
Hafen. 1898 gelaufen

 

Promenade mit Post. 1902 gelaufen. Nach einer Originalaufnahme von 1893
Promenade mit Post. 1902 gelaufen. Nach einer Originalaufnahme von 1893
Theater
Theater
Markt an der Marienkirche. 1898 gelaufen. Identisches Motiv weiter oben als Kabinettformat
Markt an der Marienkirche. 1898 gelaufen. Identisches Motiv weiter oben als Kabinettformat

Auch als Ansichtskarte ohne Blaufilter erschien das Motiv:

ohne Verlagsangabe
ohne Verlagsangabe

Auch die nächste Aufnahme ist vielleicht eine Raubkopie. Das Bild ist identisch mit dem Kabinettformat Nr. 2a weiter oben.

Am Strande. Verlag Max Netzel, Rostock. 1902 gelaufen
Am Strande. Verlag Max Netzel, Rostock. 1902 gelaufen

Max Netzel war Kaufmann und betrieb 1902 einen Einzelhandel mit Galanterie-, Bijouterie-, Leder- und Spielwaren in der Kröpeliner Straße 39.
Auch Peters´ Aufnahmen aus der Rostocker Umgegend wurden zweitverwendet:

Gruss aus dem Friedrich-Franz-Hospiz, Ostseebad Graal Müritz. Ohne Verlagsangabe. 1899 gelaufen.
Gruss aus dem Friedrich-Franz-Hospiz, Ostseebad Graal Müritz. Ohne Verlagsangabe. 1899 gelaufen.

Die beiden unteren Ansichten der Mehrbildkarte sind von Raphael Peters, im Ausschnitt besser zu erkennen:

Mädchen-Haus. Links unten der Schriftzug „RAPH. PETERS. ROSTOCK. 1894“
Mädchen-Haus. Links unten der Schriftzug „RAPH. PETERS. ROSTOCK. 1894“

1901 übergab Raphael Peters das Atelier an seinen Sohn Gustav, Jahrgang 1875. Gustav war zuvor als Gehilfe im Atelier tätig gewesen.

Rostocker Zeitung, 24.05.1901
Rostocker Zeitung, 24.05.1901

Mit dem Atelierwechsel endete die Veröffentlichung von Stadtansichten von Raphael Peters noch nicht.

Ansichts-Album von Rostock. Leporello-Klappkarte. Verlag: Raphael Peters, Inh. Gustav Peters. 1906 gelaufen
Ansichts-Album von Rostock. Leporello-Klappkarte. Verlag: Raphael Peters, Inh. Gustav Peters. 1906 gelaufen

Hier noch die Bilder des Leporellos:

Ständehaus und Steintor
Ständehaus und Steintor
Theater
Theater
Neuer Markt
Neuer Markt
Kröpeliner Tor
Kröpeliner Tor
Hopfenmarkt
Hopfenmarkt

Gustav Peters betrieb das Atelier in der Breiten Straße lediglich bis 1904.

Visitformat
Raphael Peters. Inh. Gustav Peters. Visitformat

Anschließend betrieb Gustav Peters in Waren/Müritz in der Bahnhofstraße 17 für einige Jahre ein Atelier.

Visitformat. Rückseite blanko
Visitformat. Rückseite blanko
Visitformat. Rückseite blanko
Visitformat. Rückseite blanko

In der Zeit in Waren kam Gustav Peters mit dem Gesetz in Konflikt, was ihn veranlasste, dem Großherzog einen Brief zu schreiben. Überliefert ist eine Zusammenfassung des Schreibens: „Bitte des Photographen Gustav Peters zu Waren v. 18.03.08 ihm zu gestatten, daß er entgegen der Polizeiverordnung seine Schaukästen an den Sonntagen unbehängt lassen darf, sowie um Erlaß der Strafen, die ihm wegen Nichtbefolgung der Vorschriften auferlegt worden sind.“
An Sonntagen waren Schaufenster und -kästen zu verhängen, das Arbeiten war Fotografen jedoch erlaubt. Und da der Sonntag der umsatzstärkste Tag der Woche war, unterließen die Fotografen aus Werbegründen das Verhängen der Schaukästen, was zu Strafzahlungen führen konnte.
Eine weitere Fotografie aus Waren, die 1908 entstanden sein soll, gibt Rätsel auf:

Richtfest. Großformat. Auf Karton montiert (nicht abgebildet). © Sammlung Thoralf Weiß
Richtfest. Großformat. Auf Karton montiert (nicht abgebildet). © Sammlung Thoralf Weiß

Auf dem Karton finden sich zwei Prägungen: Raphael Peters …
peters-warenhaus-fo-praegung-wei-1

und: Waren, Bahnhofstr. 17
peters-warenhaus-fo-praegung-wei-2

Bisher wurde Raphael Peters in der Zeit nach seinem Abschied aus Rostock in (Hamburg-)Bergedorf verortet. So steht es zumindest in den Rostocker Mitgliederlisten der Freimaurer St. Johannis Loge zu den 3 Sternen.
Und noch ein Fakt spricht für Bergedorf: Sohn Julius (Jg. 1866) betrieb dort seit ca. 1900 ein Fotoatelier.

J. Peters. H. Boock Nachf. Bergedorf. Am Brink 10. Visitformat. Rückseite blanko
J. Peters. H. Boock Nachf. Bergedorf. Am Brink 10. Visitformat. Rückseite blanko
Julius Peters. Bergedorf. Die abgebildete Frau wohnte übrigens um 1900 in Rostock.
Julius Peters. Bergedorf. Die abgebildete Frau wohnte übrigens um 1900 in Rostock.

1919 starb Raphael Peters, ein Jahr darauf Gustav und 1939 Julius.