Rostock kurz nach 1900

In den Jahren 1903 und 1904 war Dr. H. Heinrichs Assistenzarzt an der Universitäts-Ohren- und Kehlkopfklinik in der Doberaner Straße. Sehr wahrscheinlich war er passionierter Fotoamateur und hat zwei Alben mit Aufnahmen von Rostock, Warnemünde und Dänemark hinterlassen.

Vorderansicht eines Fotoalbums
Vorderansicht des zweiten Albums

Es findet sich in den Alben zwar kein absolut sicherer Hinweis, dass diese Alben tatsächlich von Heinrichs stammen, aus dem Kontext heraus ist jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass meine Vermutung stimmt.

Beginnen wir mit der Wirkungsstätte von Dr. Heinrichs:

Doberaner Straße, Ohren- und Kehlkopf-Klinik
Von links nach rechts: Dr. Heinrichs, unbekannt, Dr. Erdmann, Dr. Henrici

Dr. Henrici war wie Heinrichs Assistenzarzt an der Ohren- und Kehlkopfklinik. Geboren 1873 in Harburg habilitierte er 1904 in Rostock, arbeitete ab 1905 als Arzt in Aachen und heiratete 1907 in Rostock Maria Reuter, Tochter des Schuldirektors Bernhard Reuter.

Im Labor. Von links nach rechts: unbekannt, Dr. Erdmann, Dr. Heinrichs

Dr. Erdmann war Assistenzarzt an der Universitäts-Augenklinik gleich nebenan. Er hatte in der Klinik eine Wohnung. Die folgende Aufnahme ist wahrscheinlich dort aufgenommen.

Links Heinrichs, rechts Erdmann

Unter Heinrichs´ rechtem Arm kommt ein Kabel hervor, das dann nach unten links aus dem Bild verschwindet. Mit diesem Kabel wurde die Kamera ausgelöst.

Dr. Erdmann
Vier Diakonissinnen und ein Kleinkind

Namentlich bekannt sind Maria Hardt ganz links und Margarethe Utpatel vorn rechts. Beide Frauen waren an der Uni-Augenklinik beschäftigt, Frau Utpatel als leitende Diakonissin.

Die Ohren- und Kehlkopfklinik im Winter
Blick aus der Klinik hinunter zum Patriotischen Weg und zur Warnow
Spaziergang in den Wallanlagen


Kriegerdenkmal

Weiter geht’s mit einigen Blicken von St. Marien über die Stadt:

Blick nach Osten
Neuer Markt
Blick nach Norden
Blick nach Nordwesten
Blick nach Westen

Und jetzt zum Hafen.

Auf der Fischerbastion
Christinenhafen, am gegenüberliegenden Ufer die Psychiatrische Klinik zu Gehlsheim und Poliklinik für Nerven- und Gemütskranke
Rauchende Jungs im Christinenhafen
Segelboot auf der Warnow
Gehlsdorfer Fährhaus
Haus des Mecklenburgischen Yacht-Clubs in Gehlsdorf
An der Warnow. Am Gehlsdorfer Ufer (rechts) befindet sich hinter einer Absperrung ein Herren-Bad.

Heinrichs fotografierte auch Motive des Arbeitslebens.

Werftarbeiter
Auf der Neptun-Werft
Das Fährschiff FRIEDRICH FRANZ IV. im Trockendock der Neptun-Werft
Ein Acker bei Bramow. Im Hintergrund die Neptun-Werft

Und nun nach Warnemünde

Hafeneinfahrt
Blick vom Leuchtturm nach Süden.

Im Vordergrund mittig das überdimensionierte Haus ist das heutige Hotel Germania. Links dahinter gut zu erkennen das 1903 fertiggestellte Bahnhofsgebäude. Und wer sich müht erkennt am Horizont die Kirchturmspitzen Rostocks.

Der Blickrichtung geht etwas östlicher

Am linken Bildrand ist der neue Fähranleger der Eisenbahnfähre nach Gedser zu erkennen.

Fähranleger der Eisenbahnfähre

Das Schiff mit den vier Schornsteinen, das am alten Strom festgemacht hat, ist das Fährschiff FRIEDRICH FRANZ IV., das 1903 in Dienst gestellt wurde.

Die Promenade
Am alten Strom. Das Fährschiff MECKLENBURG
Bitte recht freundlich
Im Strandkorb. Links vom Strandkorb das Hotel am Leuchtturm, rechts das Hotel Hübner

Zurück in die Mitte Rostocks.

Neuer Markt mit Rathaus

Die dänischen Flaggen im Festschmuck verraten den Anlass. Am 30. September 1903 wurde im Beisein von Großherzog Friedrich Franz IV. und dem dänischen König Christian IX. die Eisenbahnfähre von Warnemünde nach Gedser in Betrieb genommen.

Neuer Markt. Südseite
Am Hopfenmarkt
Blücherplatz mit Blücherdenkmal
Großherzogliches Palais am Blücherplatz
Blücherplatz / Ecke Breite Straße

Von der Breiten Straße geht es hinunter zur Schnickmannstraße. Und im Hafen an der Schnickmannbrücke lag die Yacht des dänischen Königs Christian IX.

Die DANNEBROG an der Schnickmannbrücke
Die DANNEBROG an der Schnickmannbrücke
Die DANNEBROG in Fahrt

Mit der DANNEBROG kommen wir wieder nach Warnemünde.

Alter und Neuer Strom
Das Fährschiff PRINS CHRISTIAN bei der Einfahrt
Das Fährschiff PRINS CHRISTIAN legt an
Fährschiff FRIEDRICH FRANZ IV. bei der Einfahrt

Und noch einmal nach Rostock.

Central-Bahnhof und Pferdebahnen
Der Wasserturm kurz vor der Fertigstellung
Das Militär-Lazarett in der St.-Georg-Straße
Der Mühlendamm
Fischerbruch
Gerberbruch

Dr. Heinrichs und seine Arztkollegen verbrachten ihre freie Zeit vielfältig.

Dr. Erdmann, rechts, im Rosengarten
Im Rosengarten
Im Ratskeller

Links im Bild Dr. Erdmann, der in der rechten Hand das Kabel des Kameraauslösers hält. Zweiter von rechts ist Dr. Henrici. Aber wer ist Heinrichs? Der Herr ganz rechts oder der mittig stehende Herr? Wahrscheinlich steht Heinrichs und ganz rechts sitzt Dr. Haeffner, Assistenzarzt an der Augenklinik.
Seinen Wein kaufte (der echte) Heinrichs wahrscheinlich bei Franz Geccelli in der Steinstraße 16.

Weinhandlung und –stube von F. Geccelli.

Im rechten Schaufenster liegt ein Schild, auf dem Werbung für Cognac von A. C. Meukow & Co. gemacht wird. Eine Marke, die wohl schon vor 100 Jahren nicht billig war.
In Barnstorf wurde es sportlich.

Teich bei Barnstorf
Barnstorf
Fräulein Schneider spielt Tennis

Gruppenbild auf dem Tennisplatz

von links nach rechts: Ernst-August Struss, Chemiestudent, geb. 1880, promovierte später, heiratete 1908 Margarethe Petersen, Tochter des Reeder Friedrich Petersen; Fräulein Schneider; Dr. Haeffner, Assistenzarzt an der Augenklinik; Käthe Rosenow, Tochter des Amtsrichters Wilhelm Rosenow; Dr. Henrici

Kaffeepause

Von links nach rechts: unbekannt, Herr Struss, Fräulein Rosenow, Fräulein Schneider, Dr. Henrici, Dr. Haeffner.
Und nach Tennis und Pausen traf man sich im Freisitz der TROTZENBURG.

Gruppenbild vor der TROTZENBURG

Ohne neugierige Kinder von links nach rechts: Theodor Vagt, (1866-1917), Oberlehrer am Realgymnasium; Käthe Wiggers, (1876-1945), Tochter des Oberlandesgerichtsrates Friedrich Wiggers; dahinter stehend unbekanntes Fräulein; Conrad Lemme, (1876-1963) Referendar, später Dr. jur. und Amtsgerichtsrat in Rostock; Frl. Rosenow; unbekannter Herr; daneben stehend Walter Königs, geb. 1879, Chemiestudent, heiratet 1911 Carla Robert, Tochter des Sanitätsrats Dr. Carl Robert; davor sitzend Ernst-August Struss; Fräulein Schneider.
Den Zoo oder – wie es damals hieß – den Tiergarten gab es damals noch nicht, lediglich ein Wildgehege.

Hirschgatter an der Trotzenburg

Einige hundert Meter südlich gab es (damals wie heute) einen Gleisanschluss für die Rückreise zum Central-Bahnhof.

Bahnsteig Satower Chaussee

Die Fräuleins und Herren vom Tennis-Klub fuhren auch zusammen Fahrradtouren.

Treffpunkt Stadttheater
Kirchhof der Dorfkirche Bentwisch (Ansicht von Westen mit Kirchhofsportal, freistehendem Glockenstuhl, im Hintergrund der Giebel der Kirche)
Gruppenbild in der Rostocker Heide

Es hat den Anschein, dass neben Heinrichs noch mindestens zwei andere Herren fotografierten.

Rast am Straßenrand

Die vier Damen von links nachts rechts handschriftlich bezeichnet: Schatz, Robert I und II, Rosenow. Schatz, das ist wohl kein Kosename sondern Elfriede Schatz, geb. 1879, Tochter von Friedrich Schatz, Direktor der Uniklinik für Geburtshilfe und Gynäkologie sowie Leiter der Landeshebammenanstalt in Rostock; daneben Maria, geb. 1885, und Carla Robert, geb. 1888, Töchter des Sanitätsrats Dr. Carl Robert. Vor den Damen sitzt rechts Ernst-August Struss und links davon, fast im Graben verschwunden, der Chemiestudent Gregor Himmelfarb, geb. 1875.

Mit einem Bild von der Heimfahrt des Tennis-Klubs endet die Bildgeschichte von Dr. Heinrichs.